Gaiole in Chianti ist eine Gemeinde mit knapp 3.000 Einwohnern, die zur Provinz Siena gehört. Und obwohl dieser Ort nur knappe 23 Kilometer und damit eine gute halbe Stunde Autofahrt von „meinem“ Panzano entfernt liegt, eröffnen sich hier zum Teil völlig neue Wein-Welten. Das durfte ich unlängst bei einer erstmals stattfindenden Verkostung von Weinen von 25 Weingütern aus Gaiole, die von derAssociazione Viticoltori di Gaiole veranstaltet wurde,am eigenen Gaumen erfahren.
Die erste Wein-Verkostung der Assoziazione Viticoltori di Gaiole
25 Weingüter, 100 Etiketten – unter diesem Motto hat am 27. Oktober die Assoziazione Viticoltori di Gaiole – also die Vereinigung der Winzer von Gaiole – in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und mit der Unterstützung des Chianti Classico Wine Consortium erstmals zu einer gemeinsamen Verkostung von Weinen aus dem Gemeindegebiet eingeladen. Zum ersten Mal deshalb, da die Assoziazione erst im Jahr 2017 gegründet wurde. Immerhin gehören bereits 27 Betriebe mit einer Gesamtfläche von 865,86 Hektar Rebfläche zur Vereinigung der Winzer von Gaiole. Man muss natürlich dabei immer daran denken, dass die Größe der einzelnen Winzer von einigen sehr großen bis hin zu vielen kleineren Produktionen mit nur wenigen Hektar Anbaufläche variiert. Und wie es der Zufall so wollte, durfte ich auch bei dieser für mich sehr spannenden Veranstaltung dabei sein. Spannend deshalb, da nämlich das Weingut Rocca di Montegrossi, das bei mir im Online-Shop mit seinen hervorragenden Weinen vertreten ist, zum Gemeindegebiet von Gaiole gehört. Nur soviel vorab: Ich habe mich bei allen 25 Weingütern durchprobiert: Chianti Classico, Riserva und – wenn sie vorhanden war – die Gran Selezione. Und ich habe dabei das eine oder andere „rote“ Wunder erlebt…
Die feinen Unterschiede machen den Geschmack…
Ich fange dieses Mal ausnahmsweise mit dem Fazit meiner Verkostung an: Grundsätzlich kann man festhalten, dass auch in der Gemeinde Gaiole die Tendenz ganz klar zum reinen Sangiovese-Wein geht und dahin, die Typizität der Sangiovese herauszuarbeiten. Tatsache ist aber auch, dass die von mir verkosteten Weine sehr unterschiedlich waren. Aber fangen wir von vorne an: Präsentiert wurden hauptsächlich Chianti Classico der Jahrgänge 2016 und 2015 sowie die Riserva der Jahrgänge 2015 und 2014. Die Chianti Classico 2016, die aus 100 Prozent Sangiovese gekeltert wurden, waren für mich eine Überraschung – oder anders gesagt: überraschend schwierig. Und zwar, weil sie sehr säurebetont waren. Es ist gut möglich, dass sich der 2016er gerade in einer schwierigen Phase der Entwicklung befindet, die aber schon in wenigen Monaten wieder vorüber sein wird. Dazu kommt noch, dass Gaiole ein Anbaugebiet ist, das extrem unterschiedliche Lagen in sich vereint. Es gibt höhere, aber auch sehr tiefe Lagen, sehr bewaldete, aber durchaus auch offene Lagen, sehr dichte, aber auch sehr großzügig bepflanzte Lagen. Hier ist von allem etwas dabei. Und je nachdem unterscheiden sich natürlich auch Geschmack und Qualität der. Wie immer spielen natürlich auch Boden und Klima eine entscheidende Rolle für das, was sich am Ende in der Flasche findet. Und last but bot least auch die (manchmal vielleicht noch fehlende) Erfahrung der Winzer…
Weingüter, die man sich merken sollte…
Ein paar Weingüter sind mir trotz allem sehr positiv aufgefallen: Zum Beispiel einige der bekannten, großen Namen dieser Gegend wie San Giusto a Rentennano, Castello di Ama oder natürlich „mein“ Rocca di Montegrossi. Diese Hersteller kreieren einfach Weine, die man gerne trinkt und holen aus jedem Jahrgang das Beste heraus. Und dann gibt es da natürlich noch die Weingüter, die einfach per se groß sind: Wie zum Beispiel Castello di Brolio. Hier produziert Inhaber Francesco Ricasoli alleine vom 2016er Chianti Classico rund 500.000 Flaschen – nur, um einmal die Dimension „groß“ zu verdeutlichen. Dieser Wein wird auf der ganzen Welt verkauft und getrunken und ist daher auch ein wichtiger Botschafter für Chianti Classico. Ebenfalls verkostet und genossen habe ich Weine der Weingüter Capannelle, Badia a Coltibuono, I Sodi, Castello di Cacchiano und Riecine. Eine bunte Mischung aus hochqualitativen, aber durchaus sehr unterschiedlichen Weinen. Eine große positive Überraschung waren für mich die Weine vom Weingut Cantalici – ein sehr kleiner, familiär geführter Betrieb, mit Weinen, die in sich gesehen eine sehr schöne Linie haben. So viel kann ich dazu sagen: Dieses Weingut werde ich sicher in allernächster Zukunft noch einmal besuchen und es auch längerfristig im Auge behalten… Denn es hätte durchaus das Potential ein „Nina in Chianti“-Weingut zu werden. Ebenfalls noch sehr positiv ist mir das kleine, aber feine Weingut Fietri aufgefallen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es für mich sehr spannend war, wieder einmal über den „Panzaneser Tellerrand“ hinauszuschauen und daran erinnert zu werden, dass es viele interessante – vor allem kleinere – Winzer in der Gegend von Gaiole gibt.