Meine #SehnsuchtChiantiClassico wurde gestillt
Es ist soweit – meine #SehnsuchtChiantiClassico ist zu Ende! Denn in dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf meinem Lieblingsplatz in Panzano in Chianti, die Füße auf der kleinen Steinmauer, den Laptop auf dem Schoß. Die Weinberge leuchten saftig grün, mein Cafè duftet mit dem Lavendel um die Wette und die Bienen summen eifrig.
Ja, ich habe meinem sehnsüchtigen Warten ein Ende bereitet und habe mich auf den Weg in die Toskana gemacht. Jetzt bin ich endlich wieder hier in meinem geliebten Panzano! Und was soll ich sagen: Es ist sooooooooschön für mich, wieder hier zu sein, meine Freunde zu treffen und zu sehen, dass es allen gut geht, dass das Leben weitergeht. In den letzten Tagen habe ich viele Menschen getroffen und mit vielen Leuten gesprochen – und davon will ich euch heute ein wenig berichten.
Endlich wieder „zu Hause“ in Panzano!
Wie ihr alle wisst, wurden am 15. bzw. 16. Juni 2020 die Grenzen nach Italien wieder geöffnet. Sprich: Man kann nun wieder von Österreich bzw. Deutschland nach Italien ein- und ausreisen. Einzige Ausnahme: die Lombardei, für die nach wie vor eine Reisewarnung gilt. Da hat es für mich kein Halten mehr gegeben und ich habe mich gemeinsam mit meinem Mann auf den Weg nach Panzano gemacht. Im strömenden Regen haben wir Salzburg verlassen und noch am Brenner hat es wie aus Kübeln geschüttet. Als ich dann aber das Italien-Grenzschild durch den Regenschleier erspäht habe, hat es auch für meine Emotionen kein Halten mehr gegeben. Was für ein Gefühl, wieder die Grenze passieren zu können, wieder zu meinen Freunden zu dürfen.
Nur so viel: Ich habe dieses Foto auch an meine Freunde in Panzano geschickt – nach dem Motto „Ich bin auf dem Weg!“ Und was soll ich sagen: So viel Freude, so viel Glück und so viele Freudentränen – aber das sind ja bekanntlich die schönsten… Nur gut, dass mein Mann am Steuer gesessen ist. Als wir um die Mittagszeit in Panzano angekommen sind, sind wir direkt in die Enoteca Baldi auf der Piazza von Panzano gefahren, um hier zu Mittag zu essen. Es war wie ein Nach-Hause-kommen: So viele Menschen haben uns begrüßt! So viele haben sich mit uns gefreut, dass wir wieder hier sind! Und wie waren wir erst glücklich darüber, wieder hier zu sein!
Die Corona-Regeln in Italien
Alle Begrüßungen und Treffen finden natürlich unter Einhaltung sämtlicher Hygieneregeln, mit dem gebührenden Abstand – ein Meter muss es zwischen Personen, die nicht im selben Haushalt leben, sein – und mit Maske statt. Denn die Maskenpflicht gilt in Italien nach wie vor in Geschäften, Apotheken, beim Betreten und Verlassen eines Restaurants sowie in allen öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln. Die Regeln sind vergleichbar mit den Bestimmungen, wie sie noch bis vor kurzem in Deutschland und Österreich gegolten haben.
Alles, was das Genießer-Herz begehrt
In allen Restaurants hat man die Tische auseinandergerückt, um mehr Platz und Abstand zu schaffen und das funktioniert eigentlich sehr gut. Aber wie es in Panzano um diese Jahreszeit ohnehin üblich ist, findet das Leben sehr oft draußen an der frischen Luft statt, was das das Einhalten der Abstands-Regeln sehr erleichtert. Einige Restaurants haben normal geöffnet, einige mit eingeschränkten Öffnungszeiten und ein paar bieten ihre Gerichte als Take-away an. Aber auch das kann einmal schön sein: Den Sonnenuntergang auf der eigenen Terrasse mit hervorragendem Essen aus dem Ristorante zu genießen. Wer auswärts essen gehen möchte, dem würde ich empfehlen, einen oder zwei Tage vorher anzurufen und einen Tisch zu reservieren. So geht man auf Nummer sicher, dass das gewünschte Restaurant offen ist und man einen Sitzplatz hat.
Traumhafte Bedingungen für einen Urlaub in der Toskana
Selbstverständlich ist die touristische Situation im Moment ein wenig paradox: Für Gäste ist sie in im Chianti und in der gesamten Toskana ein Traum. Denn es sind fast keine Touristen unterwegs. Es ist ein bisschen wie die entspannte Atmosphäre im Februar, wo man nur vereinzelt Gästen begegnet. Der Unterschied ist, dass es jetzt warm ist, dass alles grün ist und blüht und dass man in den Pools derAgriturismo schwimmen gehen kann – und das meistens ziemlich ungestört. Und genau diese Pluspunkte für Touristen sind natürlich für alle, die in der Toskana vom Tourismus leben, ein absolutes Desaster.
Meine Freunde, meine Winzer
Natürlich habe ich die letzten Tage auch intensiv dafür genutzt, meine Freunde und Weingüter zu besuchen und mit ihnen zu plaudern: Marco Ricasoli auf Rocca di Montegrossi, Michael Schmelzer auf Monte Bernardi, Vicky Schmitt-Vitali auf Le Fonti und Alessia Riccieri vom Weingut Gagliole auf La Valetta. Wir haben darüber gesprochen, wie es ihnen im Moment geht und was sie von den kommenden Monaten erwarten. In einer Sache sind sich alle einig: Dass es rein meteorologisch gesehen ein ausgesprochen schöner Frühling war, wie man ihn seit Jahren nicht mehr erlebt hat. Dadurch konnten alle Arbeiten im Weinberg problemlos – aber natürlich mit Abstand – erledigt werden. So bleibt die Hoffnung, dass „wenigstens“ der Jahrgang 2020 ein hervorragender werden wird. Auf jeden Fall ein Jahrgang, der uns allen im Gedächtnis bleiben wird.
Auch von der Enoteca Baldi gibt es Neues zu berichten. Hier hat die nächste Generation bereits im Vorjahr das Ruder übernommen: Eleonora, Mimmos älteste Tochter, und ihr Lebenspartner Gianmaria leiten nun die Vinothek und kümmern sich im Service um die Gäste. Mimmo selbst und seine zweite Tochter Kika schwingen die Kochlöffel und zaubern in der kleinen Cucina wahre Köstlichkeiten, die man sich am besten an einem schattigen Tisch direkt auf der Piazza schmecken lässt. Zusätzliches Plus: Dank Gianmarias Wein-Passion hat die Weinkarte großen Zuwachs bekommen. Nachwuchs gab es im Jänner auch bei Eleonora und Gianmaria selbst. Durch Corona konnte allerdings Gianmarias Mutter das Baby erst jetzt im Juni das erste Mal sehen.
Andere wiederum hätten sich manchmal ein bisschen mehr „Abstand“ von der Familie gewünscht: So war zum Beispiel Elisa vom Weingut Rocca di Montegrossi mit ihren beiden Kindern sechs Wochen lang in einer Wohnung, die sie nicht verlassen durften. Wenig verwunderlich also, dass der Freitag, an dem Elisa im Büro am Weingut arbeiten „durfte“, jedes Mal wie ein kleiner Urlaub war. Auf die eine oder andere Weise war die Corona-Quarantäne also eine schwere Zeit für Familien, für ganz Italien. Eine schmerzhafte Zeit, die wohl ihre Narben hinterlassen wird. Eine Zeit, die nun aber vorerst einmal überwunden zu sein scheint.
Nichtsdestotrotz – oder vielleicht gerade genau deshalb – kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, gerade jetzt seinen Urlaub hier im Chianti, im Herzen der Toskana, zu verbringen. Natürlich immer mit Abstand und Augenmaß. Menschenansammlungen zu vermeiden fällt hier im Augenblick nicht allzu schwer. Die Infektionszahlen in der Toskana und vor allem im Chianti waren und sind niedrig. Im Augenblick hat man die Chance, diese Region auf eine Art und Weise zu erleben, wie es sie so bald nicht wieder geben wird. Und wenn ich etwas durch Corona gelernt habe, dann das, dass man jeden Augenblick nutzen und genießen sollte!