Im Herzen der Toskana, in der malerischen Gemeinde Radda in Chianti, liegt das Weingut Capaccia. Ein Ort, an dem Tradition, Leidenschaft und Innovation zu einer harmonischen Einheit verschmelzen. Die Geschichte des Weinguts ist geprägt von der Hingabe zur Weinproduktion und dem tiefen Respekt für die Rebsorte Sangiovese. Podere Capaccia hat eine faszinierende Geschichte mit herausragenden Weinen und leidenschaftlichen Menschen, die hinter diesem Erfolg stehen.
Die Anfänge: Giampaolo Pacini und der Querciagrande
Die jüngere Geschichte des Weinguts Podere Capaccia beginnt im Jahr 1975, als Giampaolo Pacini das heruntergekommene Gut kaufte und mit der Restaurierung begann. Damals waren für die Herstellung des Chianti Classico noch zwei Rot- und zwei Weißweintrauben vorgeschrieben. Trotz dieser Einschränkungen wurden die Weinberge von Podere Capaccia hauptsächlich mit Sangiovese bepflanzt, denn Giampaolo Pacini setzte von Anfang an auf die Qualität von Sangiovese.
1983 war der erste Jahrgang, der in Flaschen gefüllt wurde. Ein Chianti Classico, ein Chianti Classico Riserva und der reinsortige Sangiovese-Wein Querciagrande. Der Querciagrande gesellte sich bald zu den berühmten Supertuscans, einer Weinkategorie, die als revolutionär galt. Diese Weine, zu denen klangvolle Namen wie Ceparello, Flaccianello und Fontalloro (um nur einige zu nennen) gehören, setzten neue Maßstäbe im toskanischen Weinbau, da sie ausschließlich aus Sangiovese-Trauben gekeltert wurden. Aufgrund der strengen Klassifizierungsregeln mussten sie als einfache Tafelweine bezeichnet werden, obwohl sie qualitativ weit darüber lagen. Amerikanische Journalisten prägten den Begriff „Supertuscan“, um diese herausragenden Weine von den einfachen Tischweinen zu „kategorisieren“.
Ein Vorreiter im Weintourismus
Podere Capaccia war eines der ersten Weingüter im Chianti, welches Verkostungen am Weingut und einen Direktverkauf angeboten hat. Sozusagen wurden die Türen zum Weingut für Interessierte, und nicht nur für Journalisten, geöffnet. Man könnte sagen, Giampaolo Pacini war ein Vorreiter für den Weintourismus im Chianti Classico. Diese Offenheit hat dazu beigetragen, das Weingut zu einem beliebten Ziel für Weinliebhaber aus aller Welt zu machen.
Giampaolo Pacini hatte nicht nur ein Händchen für Wein, sondern auch eine Leidenschaft für die Küche. Er hatte bereits mehrere Bücher über die toskanische Küche, insbesondere des Mittelalters, veröffentlicht. Er war es auch, der die innovative Idee hatte, Kochkurse am Weingut anzubieten. Diese Kurse, die die einfache Toskana-Küche in den Vordergrund stellten, wurden frühzeitig auf Podere Capaccia verwirklicht und angeboten. Was heute häufig im Chianti zu finden ist nahm auf Podere Capaccia seinen Anfang.
Veränderungen und Wiederaufleben
Bis in die späten 1990er Jahre wurde der Querciagrande von der Familie Pacini produziert. Als das Weingut verkauft wurde, endete auch die Ära dieses großartigen Weins.
2010 erwarb Herman de Bode das Weingut und konnte Alyson Morgan als Verantwortliche für die Weine engagieren. Gemeinsam mit Donato Alvino zeichnet sie für die Rebflächen und die Kellerarbeit verantwortlich.
Das Weingut heute
Heute erstrecken sich ca. 3 Hektar Rebflächen des Weinguts Capaccia rund um einen mittelalterlichen Weiler. Der Blick von hier erstreckt sich über eines der schönsten Täler des Chianti Classico. Die Weinberge sind hauptsächlich mit Sangiovese bepflanzt, außerdem wächst hier noch Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc.
Das Weingut produziert einen Chianti Classico DOCG sowie einen Chianti Classico Riserva DOCG (beide 100 % Sangiovese), den „Capaccia IGT“, ein Blend aus Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc.
Querciagrande ist zurück
Doch die Nachfrage nach Querciagrande riss nicht ab. Immer wieder kamen Anfragen. So entschlossen sich Herman de Bode und Alyson Morgan, diese besondere Weinikone aus den 1980er Jahren wieder aufleben zu lassen. Die Trauben, natürlich ausschließlich Sangiovese, stammen aus dem ältesten Weinberg von Capaccia, der 2007 gepflanzt wurde. Der Querciagrande reift 18 Monate lang in 300-Liter-Fässern aus französischer Eiche, davon 30 Prozent aus neuer Eiche. Danach wird der Wein verschnitten und reift weitere 6 Monate in traditionellen 1500-Liter-Eichenfässern. Ziel ist es, dass sich das Eichenaroma perfekt mit den reichen Fruchtnoten des Weines verbindet.
Mit dem Jahrgang 2019 wurde der Querciagrande Colle della Toscana Centrale IGT wieder in das Sortiment vom Weingut Podere Capaccia aufgenommen.
Die Weinherstellung auf Capaccia – Ein Blick hinter die Kulissen
Vom Weinberg bis ins Glas wird jeder Schritt mit größter Sorgfalt ausgeführt, denn Herman de Bodes einziges Ziel bei der Weinherstellung war es, höchste Qualität zu erreichen.
Jeder Weinberg wird von Hand gelesen, wobei die Trauben in 15-kg-Kisten gesammelt werden. Die Trauben werden dann vorsichtig auf ein Förderband entladen und maschinell entrappt. Unter den wachsamen Augen von acht Arbeitern werden alle fehlerhaften Beeren und eventuelle Reste von Blättern oder Stielen entfernt, um nur die besten Trauben für die weitere Verarbeitung zu verwenden.
Die Gärung – ein kritischer Prozess
Die Gärung der Trauben erfolgt zunächst in den Beeren selbst, was als anaerobe Kohlensäuregärung bezeichnet wird. Entscheidend sind die ersten Tage der Gärung, in denen die Temperatur konstant bei 26 °C gehalten wird, um den Zersetzungsprozess der Schalen in Gang zu setzen. Sobald die Gärung ihren Höhepunkt erreicht hat, wird der Most in einen separaten Tank gepumpt, abgekühlt und erneut über die Schalen gepumpt. Nach der Gärung und sobald der Most keinen Zucker mehr enthält, wird er umgepumpt, um eine optimale Extraktion und Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten, damit die Hefen gesund bleiben und den gesamten Zucker in Alkohol umwandeln können. Nach Abschluss der Gärung bleibt der neue Wein noch zwei Wochen auf den Schalen, um weitere Aromen und Strukturen zu entwickeln.
Ausbau – Geduld und Präzision
Nach der Gärung wird der Wein in Fässer umgefüllt, und die Schalen werden sanft gepresst, um den letzten Tropfen des Weins zu extrahieren. Die malolaktische Gärung findet in Edelstahltanks statt und sorgt für die Umwandlung der Apfelsäure in Milchsäure, wodurch der Wein geschmeidiger wird.