In einem meiner letzten Blog-Beiträge habe ich kurz von den verschiedenen Arten des Rebschnitts – den sogenannten Erziehungsformen – erzählt. Mitte Februar waren diese Arbeiten im Weinberg bereits in vollem Gang. Und nun, Anfang bis Mitte April, wenn die ersten Gäste wieder zaghaft in die Toskana zurückkehren und die noch sanften Sonnenstrahlen die Hänge des Conca d´Oro erwärmen, schießt der Saft in die Weinreben und sie beginnen auszutreiben. Dann legt sich ein frischer, saftiger grüner Schleier über die Hügel und Hänge. Das Weinjahr 2018 hat begonnen!
Wenn man es ganz genau nimmt, wird die Grundlage für den Austrieb – je nach Witterung natürlich – schon ein bisschen früher gelegt. Nämlich dann, wenn im März der Saft in die geschnittenen Rebstöcke einschießt. Für die Winzer ist das der spannendste Teil des Weinjahres – natürlich abgesehen von der Ernte. Denn wenn die Augen – das sind die Stellen, an denen eine Pflanze die Fähigkeit hat, Seitentriebe zu bilden – anfangen zu sprießen, und wenn sich die ersten kleinen und zarten Blätter zeigen, bricht gleichzeitig eine sehr heikle Zeit für die Weinstöcke an.
Eine heiße Mischung: Wenn Eis und Sonne aufeinandertreffen
Im Frühling kann es selbst in der Toskana mal passieren, dass die Temperaturen in der Nacht unter null Grad sinken und der Frost die ersten zarten Triebe gefährdet. Wenn man es genau nimmt, ist es eigentlich nicht der Frost alleine, der die Blättchen beschädigt. Schuld ist genau genommen das Aufeinandertreffen von Eis und Sonne: Denn scheint diese in den Morgenstunden auf die noch gefrorenen Blätter, brechen die Eiskristalle auf und die empfindlichen, zarten Blätter brechen mit. Aus diesem Grund kann man bei solchen Witterungsverhältnissen in den Weinbergen in den Morgenstunden oft sogenannte Nebelfeuer beobachten. Der Rauch der Feuer verhindert ganz schlicht und ergreifend, dass die Sonne die gefrorenen Blätter zu schnell erwärmt, da die Sonnenstrahlen nur eingeschränkt und nicht mit voller Kraft durch den Nebel auf die Reben dringen können. Mit einer Wärme für die Pflanzen durch das Feuer haben die Feuer, die man da und dort sehen kann, also gar nichts zu tun.
Das Weinjahr 2018 – alles im grünen Bereich!
Besonders im Jahr 2017 kam es in weiten Teilen des Chianti zu Frostschäden, die bereits zu Beginn des Jahres bei manchen Produzenten einen Ernteausfall von bis zu 30 Prozent verursachten. Grundsätzlich kann man sagen, dass die ersten Wochen nach dem Austrieb das gesamte Vegetationsjahr und damit über Erfolg oder Misserfolg eines Weinjahres bestimmen. Denn wenn es keinen Austrieb gibt, gibt es nichts zu ernten. Je höher aber eine Lage ist, desto später beginnt natürlich der Austrieb und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit von Frostschäden. Das wiederum begünstigt die Lagen in Panzano und Monti in Chianti. Die Weinberge in diesen beiden Orten liegen tendenziell ein wenig höher. Wir dürfen also gespannt sein, wie in diesem Weinjahr die „heiße“ Phase der kalten Jahreszeit noch verlaufen wird. Bis jetzt scheint alles gut zu laufen – alles im grünen Bereich! Wir drücken die Daumen.