Vor ein paar Wochen habe ich in meinem Blogbeitrag über Panzano in Chianti ganz kurz von meinem Freund Dario Cecchini und seiner Antica Macelleria erzählt. Allerdings gibt es über Dario selbst, über seinen Werdegang, über seine Leidenschaft für Fleisch, über seine fleischgewordenen Visionen und über seine zahlreichen Ideen noch viel, viel mehr zu erzählen. Und noch ein triftiger Grund dafür, mehr über Dario Cecchini zu erfahren, ist die Tatsache, dass es ab sofort einige der hausgemachten Produkte von Dario – seinen exzellenten Senf, seine pikante mediterrane Sauce, sein würziges Kräutersalz und sein geschmackvolles Olivenöl – auch in meinem Online-Shop zu kaufen gibt. Ein paar kleine Stücke Dario-Genuss für zu Hause!
Zu Gast beim wohl berühmtesten Fleischer Europas!
Wirft man einen Blick in die verschiedensten Toskana-Reiseführer, findet man unter dem Eintrag „Panzano in Chianti“ meistens als absolutes Muss einen Besuch in der Antica Macelleria Cecchini! Dario Cecchini selbst ist nicht nur in Koch-Kreisen eine Berühmtheit – Mega-Star Jamie Oliver hat ihn zum Beispiel in seinen Kochbüchern verewigt. Der Panzaneser Metzger wird auch zu Vorträgen, Interviews und Symposien rund um den ganzen Globus eingeladen. Wie, stellt sich nun die Frage, konnte es dazu kommen, dass ein einfacher Fleischer aus einem kleinen Ort wie Panzano so berühmt geworden ist?
Darios Geschichte beginnt im Jahr 1955 in Panzano in Chianti, wo sein Vater bereits in der achten Generation „Macellaio“ war. Ursprünglich hatte Dario an der Universität Pisa das Studium der Veterinärmedizin begonnen – mit dem Ziel, das Leben von Tieren zu verbessern. Jedoch fand sein Studium ein jähes Ende, als er im Jahr 1976 gezwungen war, das Geschäft nach dem Tod seines Vaters zu übernehmen. Allerdings nahm sich Dario auch als Fleischer einige entscheidende Grundsätze aus dem Studium mit auf den Weg: Auch ein Tier, das geschlachtet wird, um dem Menschen als Nahrung zu dienen, soll ein gutes Leben haben. Man soll einem Tier auch im Tod mit Wertschätzung begegnen. Und vor allem soll ein Fleischer nichts von dem, was uns das Tier schenkt, verschwenden. Und genau diese Denk- und Herangehensweise, mit der Dario anfangs noch allein auf weiter Flur war, war der Grundstein für seinen Erfolg.
Dario Cecchini: Macellaio, One-Man-Show und Poet mit großem Herzen
Gleich ums Eck von der Piazza in Panzano in Chianti liegt – ein klein wenig versteckt, hinter rot-weiß-gestreiften Hausmauern in der Via XX Luglio Nummer 11 – der internationale Hotspot von Panzano: Die Antica Macelleria Cecchini mit ihrem berühmt-berüchtigten Inhaber Dario Cecchini. Hotspot nicht zuletzt deshalb, weil es hier im wahrsten Sinne des Wortes heiß hergeht: Denn zwischen Fleischtheke und Kühlraum dröhnen entweder AC/DC oder Luciano Pavarotti aus den Boxen, eine schier unüberschaubare Menschenmenge tummelt sich im Verkaufsraum, es wird Wein ausgeschenkt, man kostet die berühmte Fenchelsalami, die Burro del Chianti und andere Köstlichkeiten. Hinter der Theke scherzt Dario mit seinen Gästen, erklärt, plaudert und posiert für Fotos. Am liebsten rezitiert er Gedichte des Dichter und Philosophen Dante Alighieri, dessen Werke der belesene Macellaio sehr liebt. Und wenn Dario dann die Trompete schmettert, heißt es „zu Tisch“! Denn zur Antica Macelleria gehört ein Restaurant – oder genauer gesagt sind es drei Restaurants, die drei von Dario entwickelte Food-Konzepte repräsentieren. Und selbstverständlich dreht sich dabei alles um – richtig geraten – um Fleisch!
Drei Restaurants, drei Konzepte, unzählige Hochgenüsse!
Vor mittlerweile mehr als zehn Jahren hat Dario sein erstes Restaurant mit dem Namen Solociccia eröffnet. Solociccia heißt so viel wie „nur Fleisch“ – und genau das wurde damals und wird auch heute noch serviert: nur Fleisch, unterschiedlichst zubereitet. Mit diesem Restaurant-Konzept brachte Dario erstmals seine eigenen Fleischgerichte auf den Tisch – wobei er bis heute über sich selbst sagt: „Ich bin kein Koch, kein Chef – ich bin ein Fleischer!“ Dementsprechend nennt er sein Geschäft schlicht und ergreifend „Macelleria con Cucina“ – also Fleischerei mit Küche.
Bereits kurze Zeit später eröffnete Dario einen Stock über der Macelleria die Officina della Bistecca. Die Idee dahinter war, Bistecca alla Fiorentina und Varianten davon frisch auf dem Holzkohlengrill zuzubereiten. Ursprünglich gab es nur einen großen Tisch, der für maximal 20 Gäste gedacht war. Das Konzept Officina dell Bistecca schlug voll ein und das Restaurant entwickelte sich rasend schnell, sodass Dario es kurz darauf vergrößerte. Den Gästen werden in mehreren Gängen Darios Fleischkreationen serviert, beginnend mit dem Sushi del Chianti, bis hin zu den drei Varianten vom Bistecca, Costata alla Fiorentina, Bistecca Panzanese, also der Panzano-Variante vom Bistecca, und last but not least Bistecca alla Fiorentina. Präsentiert wird das Bistecca Fiorentina von Dario persönlich, mit seinen legendären Worten: To Beef or not to beef!
Und es kam noch eine dritte fleischige Restaurant-Variation hinzu: Und zwar das Konzept Dario Doc – das anfangs noch Mac Dario hieß, das aber aufgrund von Einwänden einer hier nicht näher zu nennenden Fast-Food-Kette umbenannt werden musste… In zwei Variationen gibt es dieses „High quality fast food“ zu genießen. Grundsätzlich handelt es sich dabei um einen frisch gegrillten Burger, der zwar ganz ohne Brot auskommt, der dafür aber mit vielen frischen Beilagen sowie mit dem exzellenten hausgemachten Senf und der würzigen Paprikasauce serviert wird. Bestellen kann man auch eine sogenannte Accoglienza, was im Prinzip ein reichhaltiges Potpourri der Produkte ist, die Dario in der Macelleria verkauft. Und mit Ausnahme bei Dario Doc gilt für alles: Man zahlt einen Fixpreis, dann heißt es „eat as much as you can“ und Wein, Schnaps sowie Kaffee sind inklusive. Wer möchte, kann auch seinen eigenen Wein mitbringen und zum Essen genießen – ganz ohne Aufpreis. Hat Dario anfangs alle Speisen nur an ausgewählten Tagen und zu bestimmten Zeiten serviert, kann man heute der Fleischeslust an allen Tagen der Woche frönen. Wer in Panzano oder in der Nähe ist, sollte Dario auf jeden Fall einen Besuch abstatten – es loht sich auf jeden Fall!