Meine neue Blog-Serie
Wie ihr wahrscheinlich wisst, führe ich hier auf meinem Blog so etwas wie mein „Wein- und Chianti-Tagebuch“. Über Weine aus dem Chianti Classico, die ich getrunken habe. Über Orte, die ich besucht habe. Aber vor allem über Menschen, die ich getroffen habe. Über Winzer, Mitarbeiter auf Weingütern und Gastronomen. Viele von ihnen sind im Zuge meiner vielen, vielen Besuche zu Freunden geworden. Im Moment allerdings ist Italien zu einem tragischen Epizentrum der Corona-Epidemie geworden, die die ganze Welt in Atem hält.
Trotz allem – oder gerade deshalb – versuche ich, in diesen schwierigen Zeiten den Kontakt mit meinen Freunden in Panzano aufrecht zu erhalten. Wir telefonieren, mailen oder „treffen uns“ per Video-Call zum Aperitivo. Sie erzählen mir, wie es ihnen in diesen Tagen geht. Aber wir reden auch darüber, wie es weiter gehen kann – und muss. Nachdem ich mich in gewisser Weise als Herzens-Botschafterin des Chianti Classico sehe und ich letzter Zeit öfters gefragt worden bin, wie es den Menschen vor Ort geht, möchte ich euch in den nächsten Wochen in meiner neuen Blog-Serie #SehnsuchtChiantiClassico an meinem Austausch mit den Menschen im Chianti Classico teilhaben lassen – und an meiner tiefen Zuneigung, die mich mit den Menschen und dieser Gegend verbindet.
Antico Podere Gagliole: Ein Weingut – zwei Orte
Den Anfang der Blog-Serie #SehnsuchtChiantiClassico macht mein Austausch mit Alessia Riccieri, die auf dem Weingut Antico Podere Gagliole für das Marketing und den Verkauf verantwortlich ist. Das Weingut, das sich seit dem Jahr 1990 im Besitz der Schweizer Familie Bär-Bettschart befindet, liegt einerseits in Castellina in Chianti. Zehn Hektar Grund schmiegen sich an die von Zypressen gesäumten, traditionell terrassenförmig angelegten Hügel, die sich rund um das herrschaftliche Anwesen erstrecken. Im Jahr 2011 hat Thomas Bär den Familienbesitz um das Anwesen La Valletta in Panzano in Chianti erweitert. Dazu gehören zehn Hektar Rebfläche, die im berühmten Conca d’Oro, im goldenen, muschelförmigen Tal mit seinen idealen, mikroklimatischen Anbaubedingungen liegen.
La Valletta in Panzano in Chianti
Auf La Valletta, das zu einem wunderschönen Bed & Breakfast umgebaut wurde, umsorgen Edi und Giuliana die Gäste. In den letzten beiden Jahren wurde auf La Valletta ein neuer Weinkeller auf dem letzten Stand der Technik gebaut. So können nun die Trauben von den Rebflächen aus Castellina und aus Panzano an einem Ort verarbeitet werden und unter besten Bedingungen reifen. Bereits die 2019er Ernte wurde im neuen Keller vinifiziert und die beiden Kellermeister Cesare Panti und Giulio Caramassi waren sehr zufrieden mit dem Verlauf der Ernte, mit den neuen Abläufen und der neuen Technik in der neuen „cantina“. Darüber hinaus wurden auch neue Veranstaltungsräumlichkeiten auf La Valletta eingerichtet – in der Hoffnung, dass hier in der Zukunft fröhliche Feste gefeiert werden können. Und schließlich übersiedelten noch alle Büroräumlichkeiten der Verwaltung des Weinguts von Castellina nach Panzano.
Der 2018er Rubiolo – der Chianti Classico von Gagliole – wurde noch auf der Chianti Classico Collection im Februar in Florenz präsentiert. Der Start ins Jahr 2020 schien also in jeder Hinsicht geglückt. Und dann kam Corona… und veränderte alles.
Leben und arbeiten im Schatten des Virus
Die Situation im Chianti Classico ist im Moment folgende: Ohne ausdrückliche Erlaubnis darf man die Grenzen seiner Gemeinde nicht überschreiten, was auch von den Carabinieri streng kontrolliert wird. Alle Produktionsbetriebe, die keine lebenswichtigen Güter herstellen, mussten schließen – darunter auch die Weingüter. Auch wenn man Chianti Classico unter gewissen Umständen als durchaus überlebenswichtig erachten kann…
Aber natürlich steht die Gesundheit an erster Stelle. Und so wird das auch auf Gagliole gesehen: „Alle notwendigen Arbeiten im Keller und die im Moment so dringenden Arbeiten Weinberg dürfen trotz der Beschränkungen durchgeführt werden. Natürlich so, dass der Kontakt zwischen den Menschen auf ein Minimum reduziert wird. Denn unser oberstes Ziel ist es, die Gesundheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen“, erklärt Alessia. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Verwaltung tätig sind, also Alessia, Serenella und Cosimo, arbeiten zurzeit vom Homeoffice aus. Das Bed & Breakfast hat geschlossen. Mit Stefano ist zwar das Warenlager besetzt, allerdings ist es im Moment nahezu unmöglich, einen Transport aus Italien zu organisieren. Bleibt die Hoffnung, dass es in der Woche nach Ostern zumindest im Hinblick auf die Transporte wieder ein bisschen besser funktionieren wird.
Verletzlich wie ein junger Trieb: Die Hoffnung auf Normalität
Im Keller wechseln sich Giulio und Cesare bei den notwendigen Arbeiten ab. „Denn für den Jahrgang 2019 sind im Keller genau jetzt wichtige Arbeitsschritte nötig: Nachdem die Fermentation in den Stahltanks abgeschlossen ist, muss der Wein in Fässer umgefüllt werden. Eine Arbeit, die viel Fingerspitzengefühl und vor allem das Wissen um den richtigen Zeitpunkt erfordert. Eine Arbeit also, die nicht einfach um ein paar Wochen verschoben werden kann.“, erklärt Alessia. Und sie berichtet weiter: „So paradox es auch im Angesicht der menschlichen Tragödien, die uns jeden Tag begleiten, erscheinen mag: Die Natur macht keine Pause. Alles wächst und gedeiht.“ Sprich: Die Rebstöcke müssen für das neue Weinjahr vorbereitet werden.
Rund um den neuen Keller in La Valletta wurden Bäume und Sträucher gepflanzt, um das Ensemble harmonisch in die Landschaft einzubetten. Darüber hinaus wurde gerade in Cappella Dei Pesci mit einer neuen Sangiovese-Bepflanzung ein vier Hektar großer Weinberg zwischen Panzano und Badia a Passignano aus der Taufe gehoben. Cappella Dei Pesci soll in den kommenden Jahren dank seines fantastischen Terroirs ein wichtiger Bestandteil der Gagliole-Produktion werden. „All das passiert,“ betont Alessia, „in der Hoffnung, dass es weitergeht. Dass es bald wieder ein Stück Normalität gibt. Dass das Weingut weiterlebt.“
Durchhalten und positiv in die Zukunft blicken
Im Moment heißt es allerdings noch durchhalten. „Auch, wenn wir uns derzeit entweder nur via Skype sehen oder am Telefon hören dürfen, so gehört unser erster Gedanke der Gesundheit unseres Gegenübers. Die Schwierigkeiten, denen wir uns als Einzelne aber auch als Gemeinschaft gegenübersehen“, sagt Alessia, „machen uns Sorgen. Aber wir versuchen, einander so viel wie möglich zu unterstützen.“ Denn das Wichtigste ist in dieser Situation, dass man versucht, positiv in die Zukunft zu blicken. Alessia lächelt und zitiert Voltaire: „Die mutigste Wahl, für die man sich jeden Tag aufs Neue entscheiden kann, ist die gute Laune. Auch, wenn das im Moment manchmal nicht leicht fällt…“
Und auch wenn ich Alessia und auch anderen auf Gagliole und La Valletta im Moment nicht persönlich sehen kann, so bin dennoch felsenfest davon überzeugt, dass wir uns schon bald wiedersehen, uns umarmen und mit einem Glas Chianti Classico – womit auch sonst – auf das Leben anstoßen können ?
Sonderrabatt #SehnsuchtChiantiClassico für Ostern
Die Familie Bär-Bettschart hat sich spontan dazu entschieden als Geste des Dankes allen Kunden, die Gagliole in diesen schweren Zeiten unterstützen, einen Rabatt von 20 % auf alle Gagliole-Weine ab sofort bis 13. April 2020 zu gewähren. Erhältlich natürlich bei NinainChianti.com, versandkostenfrei für Deutschland und Österreich.
Damit wir alle weiterhin die Weine aus unserer geliebten Toskana genießen können, trotz oder vor allem gerade während dieser schwierigen Zeit. Ein Schluck Gagliole-Wein hilft auch, um sich eventuell an einem auf La Valletta verbrachten Urlaub zu erinnern, an die schönen Stunden dort im Chianti. Und vor allem in der Hoffnung, dass diese Tage bald vorbei sind und dass das Gagliole-Team wieder Gäste begrüßen wird können. Und dass wir wieder gemeinsam anstoßen können.