Noch immer hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Vor allem in Italien hat das Virus seine tragischen Spuren hinterlassen – sowohl in menschlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Und nur langsam ist eine Entspannung der Situation in Sicht. In der Zwischenzeit habe ich im Rahmen meiner Blogserie #SehnsuchtChiantiClassico versucht, euch zu berichten, wie es meinen Freunden auf den Weingütern von NinainChianti.com geht. Wie Alltag und Leben in Corona-Zeiten aussehen. Diese Woche habe ich mit Marco Ricasoli Firidolfi, Inhaber des Weingut Rocca di Montegrossi, gesprochen, der mir erzählt hat, wie es ihm und seiner Familie in diesen schwierigen Tagen ergeht. Aber wir haben aber auch darüber gesprochen, warum Marco trotz Corona-Stillstand positiv in die Zukunft blickt.
Rocca di Montegrossi: Ein Klassiker im Chianti Classico
In der Nähe des Ortes Monti in Chianti erstreckt sich über eine Fläche von rund 100 Hektar das Weingut Rocca di Montegrossi. 20 Hektar werden als Rebfläche genutzt, auf weiteren 20 Hektar wachsen Olivenbäume – der Rest ist bewaldete Fläche. Auf insgesamt 13 Hektar Fläche wächst hier, im historischen Kern des Chianti Classico, die Rebsorte Sangiovese – die Leitsorte des Chianti Classico. Der von Stein und Kalk geprägte Boden verleiht dem Geschmack der Sangiovese einen besonders ursprünglichen, traditionellen Ausdruck. Aber auch andere autochthone Sorten wie Canaiolo, Colorino, Pugnitello und Malvasia Bianco di Toscana gedeihen hier. Inhaber des Anwesens ist Marco Ricasoli Firidolfi, ein Nachfahre der berühmten toskanischen Familie Ricasoli. Diese Familie ist untrennbar mit der Geschichte der Region und des Chianti Classico verbunden – immerhin gilt Bettino Ricasoli als der Erfinder der Chianti-„Formel“. Und auch heute noch legt Marco großen Wert auf Tradition und klassische Herangehensweisen, gleichzeitig – oder genau deswegen – sind auch alle seine Weine biologisch zertifiziert.
Mit positiven Aussichten ins Jahr 2020
Rocca di Montegrossi ist so etwas wie ein Solitär im Chianti Classico und seit vielen, vielen Jahren ein Fixpunkt in meinem Sortiment, über den ich sehr glücklich bin – ein Weingut, das eigentlich nicht mit anderen Weingütern zu vergleichen ist. Und genau so ist auch Marco: Einfach unvergleichlich! Eine Besonderheit, mit der Marco immer ins neue Jahr startet, ist ein Rückblick auf das vergangene und ein Ausblick auf das neue Jahr. Und so war es auch im Jänner 2020: Voller Stolz und Freude hat Marco auf ein großartiges 2019 zurückgeblickt – ein Jahr voller positiver Ereignisse und mit einer guten Ernte – also mit den besten Aussichten auf hervorragende Weine. Und Marco war voller Zuversicht für sich und sein Weingut im Jahr 2020 und hat weitere Investitionen geplant und getätigt, unter anderem wurden neue Traktoren angeschafft und neue Solarpaneele installiert. Noch auf der Weinmesse „Chianti Classico Collection“ im Februar durfte ich die fantastischen neuen Jahrgänge von Marco verkosten – und es war wie immer eine unfassbare konsequente Qualität, die Rocca di Montegrossi in allen Jahrgängen präsentiert hat.
Und dann kam Corona…
… und hat alles verändert. Auch für Marco und seine Familie mit zwei kleinen Kindern: „Das Leben, so wie wir es gewohnt waren, wurde von einen auf den anderen Tag angehalten. So als ob jemand die Stopp-Taste gedrückt hätte.“ Auch die Palette mit meiner Lieferung war schon fertig gepackt – musste nun aber dort bleiben und auf ihren Transport warten. Natürlich ging – wie auch auf vielen anderen Weingütern – das Leben in gewisser Art und Weise, aber eben unter Einhaltung strenger Ausgangssperren und mit zahlreichen anderen Einschränkungen weiter. Dennoch konnte Gott sei Dank eines von Marcos Projekten umgesetzt werden: Ein neuer Weinberg mit Sangiovese-Rebstöcken wurde angepflanzt. Allerdings hatte Rocca di Montegrossi in diesem Frühling noch mit einem anderen Problem zu kämpfen: Mit dem Frost. „Wir haben an rund 20 Prozent der Reben Frostschäden zu beklagen – hauptsächlich an den Sangiovese-Pflanzen“, erzählt Marco. Denn gerade die Sangiovese treibt grundsätzlich immer schon ein bisschen früher aus als die anderen Rebsorten, was ihr in diesem Fall zum Verhängnis geworden ist. Noch dazu hat es, so der Winzer, eher Reben getroffen, die im sogenannten „Guyot-Rebschnitt“ erzogen wurden. Denn diese Schnitttechnik regt die Pflanzen zum noch früheren Austreiben an. Marco erläutert weiter: „Die abgefrorenen Triebe werden sowohl dieses als auch nächstes Jahr keine Früchte tragen können.“ Aber es wird sich zeigen, ob die Zeit vielleicht auch einige dieser Wunden wird heilen können.
Großartige neue Weine – großartige Aussichten!
Ein Grund zur Freude für mich – und natürlich auch für alle, die die Weine von Rocca di Montegrossi zu schätzen wissen – ist, dass die neuen Jahrgänge nach einer etwas längeren Wartezeit auf der Palette nun auf dem Weg nach Österreich sind und hoffentlich bald bei mir eintreffen!
Ich habe mit Marco auch noch einmal über seine Weine gesprochen und ich bin – wie eigentlich jedes Jahr aufs Neue – begeistert von der Arbeit, die Marco und seine Mitarbeiter auf Rocca di Montegrossi geleistet haben: Denn diese Jahrgänge, die jetzt hier auf den Markt kommen, sind einfach nur großartig! Da wäre einmal – passend zum Frühling – der Rosato 2019, der sich durch „wunderschöne Fruchtaromen und eine schöne Struktur auszeichnet“ meint Marco, und der – wie üblich bei Rocca di Montegrossi – eine leichte Salzigkeit auf die Zunge zaubert. Gut gekühlt perfekt als Aperitif, aber auch ein guter Begleiter zu leichten Speisen – und wie immer unverwechselbar Rocca di Montegrossi.
Der Chianti Classico 2018 ist ein echtes Highlight. Laut Marco erwartet uns hier „ein spektakuläres Sangiovese-Fruchtaroma, in einem der wahrscheinlich besten jemals auf Rocca di Montegrossi produzierten Chianti Classico“. Der Grund dafür liegt laut Marco darin, dass 2018 klimatisch gesehen ein sehr ausgeglichenes Vegetationsjahr war. Es war warm, aber nicht zu warm. Es hat immer zum richtigen Zeitpunkt geregnet, aber eben nicht zu viel oder zu wenig. Alles in allem: ein Vorzeigejahrgang, den man sich merken sollte.
Mit dabei in der Lieferung ist selbstverständlich auch der Paradewein von Rocca di Montegrossi: der Chianti Classico Gran Selezione San Marcellino 2015, mit dem sich Marco ebenfalls sehr zufrieden zeigt. Und auch, wenn der San Marcellino normalerweise ein paar Jahre Lagerung und Ruhe verträgt, bevor er sich von seiner besten Seite zeigt – so präsentiert sich der 2015er San Marcellino schon als Jungspund sehr zugänglich und trinkfreudig, ohne dabei auf Tannine oder Struktur zu verzichten. Warum – das weiß auch Marco nicht so genau. Er meint, dass die Qualität der Trauben im Jahr 2015 einfach perfekt war. Ein kleiner Tipp vom Winzer: „Wenn man jetzt einen 2015er San Marcellino aufmacht, sollte man ihm 20 Minuten Luft und Ruhe im Glas gönnen. So kann sich das Potential des Weines voll entfalten.“
Ebenfalls mit dabei in der Lieferung: Der Geremia 2015 – der internationale Merlot- und Cabernet Sauvignon-Mix von Rocca di Montegrossi. Und auch hier gilt: Marco ist begeistert und gerät ins Schwärmen – über die Frische, die Eleganz der dunklen Beerenaromen und den schönen Abgang. In der Lieferung wird auch der Geremia 2016 mit enthalten sein, aber auf die Beschreibung von Marco müssen wir noch ein wenig warten. Aber weil ja alle Jahrgänge davor so herrlich waren, habe ihn auf jeden Fall schon einmal für euch – und mich – mitbestellt.
Wir dürfen uns also freuen – auch in diesen schwierigen Zeiten. Und hoffentlich schon bald mit einem Glas Rocca di Montegrossi auf bessere Zeiten anstoßen!