Podcast 003 | Was macht ein schwarzer Hahn auf der Weinflasche und warum ist das wichtig?
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Hier bin ich wieder, mit einer neuen Episode zum Thema Chianti Classico. Schön, dass auch du wieder dabei bist, wenn es heißt, “Auf ein Glas Wein mit Nina in Chianti”. Ich bin Nina und ich liebe Chianti Classico und auch heute will ich dich wieder mitnehmen in meine Chianti Classico Welt.
Hast du das Gefühl, es hört sich heute ein wenig anders an als bei meinen ersten Episoden? Dann liegst du komplett richtig, denn ich darf wieder in Panzano in Chianti sein, also in der Toskana, in Italien. Durch die Pandemie und all ihre Folgen konnte ich mehr als sechs Monate nicht nach Panzano fahren, was natürlich schmerzlich für mich war. Und umso größer ist jetzt die Freude, wieder hier sein zu können. Jetzt sitze ich hier an einem meiner absoluten Lieblingsplätze im gesamten Chianti. Du kannst wahrscheinlich auch die Vögel singen hören, die sich ganz offensichtlich auch freuen, worüber auch immer.
Heute möchte ich dir erklären, was macht ein schwarzer Hahn auf einer Flasche Chianti Classico, wie kommt es dazu und warum solltest du unbedingt darauf achten.
Auf ein Glas Wein …
Aber wie immer, bevor ich anfange, kommt noch mein heutiges Glas Wein ins Spiel, denn ganz dem Titel des Podcasts folgend “Auf ein Glas Wein mit Nina in Chianti” habe ich ein Glas Wein an meiner Seite.
Heute ist es der Chianti Classico 2018 vom Weingut Fattoria di Rignana, hier aus Panzano in Chianti. Ich habe diesen Wein für die heutige Episode ausgewählt, denn der Inhaber des Weinguts Rignana heißt Cosimo.
Und ein Cosimo wird heute in dieser Podcast-Folge noch eine bedeutende Rolle erhalten. Aber nun noch kurz zum Wein. Cosimo Gericke, der Inhaber von Rignana, macht seinen Chianti Classico seit Jahren mit seiner bewährten Mischung aus 85% Sangiovese und 15% Canaiolo-Trauben. Warum ich das erwähne? Auch das wirst du später noch erfahren, dass diese Mischung bereits seit Jahrhunderten bewährt ist, nicht nur bei Cosimo.
Der Wein duftet herrlich. Nach Kirschen und Sauerkirschen. Beeren. Dunkle Beeren. Gewürze. Wacholder. Zitrusfrüchte. Wunderbar. Beim Probieren zeigt er sich ebenso fruchtig und würzig wie in der Nase. Sehr gut zu trinken. Man hat ziemlich viel Spaß dabei. Feine Tannine, feine Säure, alles, was es für einen guten und typischen Chianti Classico braucht.
Der Schwarze Hahn
Chianti Classico ist ein Wein, das haben wir ja schon besprochen, in den letzten Episoden zumindest. Und man kann sagen, dass diese Weinbauregion Chianti Classico ein Markenzeichen hat, den Gallo Nero, den schwarzen Hahn.
Dieses Symbol ist nicht ganz zufällig gewählt. Es stammt auch nicht von einem Grafiker und wurde von irgendwelchen Marketing-Experten festgesetzt. Nein, dieses Markenzeichen besteht bereits seit mehreren hundert Jahren und manifestiert sich heute als Logo auf jeder Flasche Chianti Classico, entweder auf der Vorderseite am Flaschenhals oder auf der Rückseite am sogenannten Backlabel.
Das Logo besteht aus dem Namen Chianti Classico, dem Namen der Appellation, im Zentrum befindet sich der schwarze Hahn, das Symbol für Chianti Classico, und die Jahreszahl 1716, sozusagen das Gründungsdatum der Appellation Chianti Classico.
In Shownotes stelle ich dir gerne einen Link zur Verfügung, wo du dir das Logo auch ansehen kannst und auch die Vorgängerversionen, denn dieses Logo wurde in den letzten Jahren immer wieder adaptiert, modernisiert, verschlankt möchte ich fast sagen und damit du auch wirklich die Entwicklung sehen kannst, kannst du in den Shownotes diesen Link finden und dir das mal ansehen.
Somit heißt das immer, wenn du dieses Logo oder eben eine dieser älteren Varianten auf einer Flasche Wein findest, dann weißt du jetzt, das ist Chianti Classico, also ein Rotwein, vornehmlich aus Sangiovesetrauben, aus einem definierten Gebiet in der Toskana.
Die Legende vom Schwarzen Hahn
Jetzt weißt du, dass der Gallo nero und Chianti Classico untrennbar miteinander verbunden sind, aber immer noch nicht, wie es dazu kam. Dazu gibt es eine wunderbare Geschichte, und zwar die Legende vom Schwarzen Hahn. Im Mittelalter haben sich die Stadtstaaten Florenz und Siena jahrzehntelang bekriegt. Es ging schlichtweg um die Vorherrschaft. Und diese kriegerischen Auseinandersetzungen fanden vornehmlich im heutigen Chianti-Gebiet statt.
Eines Tages hat es den Menschen aber hier gereicht und sie wollten diesen Kämpfen, diesen permanenten Kämpfen ein Ende setzen und endgültige Grenzen ziehen. Und dazu hat man eine, ich würde sagen, äußerst ausgefallene Methode gewählt, um diese Grenzen festzuhören zu können. Und zwar würde die Grenze nämlich dort festgesetzt werden, wo sich zwei Reiter, einer aus Florenz gesandt und einer aus Siena, treffen würden. Die zwei Reiter sollten bei Sonnenaufgang und nach dem ersten Hahnenschrei losreiten.
Gesagt, getan. Siena entschied sich für einen weißen Hahn und pflegte den Hahn sehr gut, gab ihm ausreichend Futter, war besorgt um das Tier, denn es sollte er immerhin der Garant für die Vorherrschaft werden. Florenz hingegen entschied sich für einen schwarzen Hahn, der aus taktischen Gründen nicht so viel Futter bekam, er war schlichtweg hungrig. Er wurde in einem engen, finsteren Käfig gehalten und wurde bei Weitem nicht so betreut wie sein Gegenspieler aus Siena.
Am vereinbarten Morgen dann wurden die beiden Hähne aus ihrer Behausung gelassen und kaum war der schwarze Hahn befreit, fing er an zu krähen. Und zwar vor Sonnenaufgang, was wiederum den Reiter aus Florenz einen deutlichen Vorsprung verschafft hat. Denn im Gegensatz zum Reiter aus Florenz musste der Reiter aus Siena länger warten, bis der weiße Hahn endlich nach Sonnenaufgang gekräht hat. Und so kam es, dass der Reiter aus Siena nur zwölf Kilometer weit kam, bis er auf seinen Rivalen aus Florenz gestoßen ist. Seit jenem Tag verläuft nun also die Grenze zwischen Florenz und Siena durch Castellina in Chianti, unweit von Siena. Das ist die Legende.
Aber wie kam es jetzt dann zu dieser, ich möchte sagen, optischen Verknüpfung von Chianti und dem Gallo Nero? Begonnen hat das Ganze im Jahr 1384 bereits. Damals legte die Lega del Chianti, den schwarzen Hahn, auf goldenem Hintergrund als ihr Emblem fest.
Die Lega del Chianti war damals eine politisch-militärische Institution, die von der Republik Florenz geschaffen wurde und sie sollte schlichtweg das Gebiet des Chianti kontrollieren.
Die Geschichte geht aber weiter in dieser optischen Verbindung, Denn im Jahr 1398 wurde die erste notarielle Urkunde datiert, die den Namen Chianti enthält. Und noch besser, der Name Chianti bezieht sich in diesem Dokument auf Wein.
Wenn man so will, dann war Giorgio Vasari der erste Wort-Bild-Marken-Erschaffer für das Symbol des Chianti Classico. Nämlich in seiner Allegorie, die heute im Salone di Cinquecento im Palazzo Vecchio in Florenz zu sehen ist, wählt er bereits im Jahre 1565 das stolze Tier, den Hahn, den schwarzen Hahn, als Symbol für das Chianti.
Älteste Appellation der Welt
Du merkst schon, Chianti, das sind mittlerweile Jahrhunderte voller Geschichte und Entwicklungen. Das heutige Gebiet Chianti wurde von den Etruskern zivilisiert, im Mittelalter von den Städten Florenz und Siena umkämpft, wie uns die Legende auch erzählt, und ist heute schlichtweg untrennbar mit der Weinproduktion verbunden.
Mit dieser Sache im Zusammenhang hat das Jahr 1716 auch eine sehr große Bedeutung. Denn in diesem Jahr legte der Großherzog der Toskana, Cosimo III., die Grenzen des Anbaugebietes Chianti, heute ist das Chianti Classico, fest.
Ein Gebiet zwischen den Städten Florenz und Siena, in dem der Wein angebaut und bereits damals sehr geschätzt wurde. Diese untrennbare Verbindung zwischen Wein- und Herkunftsland wurde mit diesem Dekret von Cosimo III. im Jahre 1716 formalisiert. Darin steht,
“Für Chianti ist dies bestimmt und soll es sein, von Spedaluzzo bis Greve, von dort bis Panzano, mit der gesamten Podesterie von Radda, die drei Teile umfasst, nämlich Radda, Gaiole und Castellina, bis zur Grenze mit dem Staat Siena”.
Er hat somit die Grenzen des heutigen Chianti Classico, des Gebietes Chianti der Weinbauregion Chianti Classico festgesetzt. Aber Cosimo III schaffte ebenso eine Überwachungsgruppe noch im Jahre 1716. Und zwar eine Gruppe, die die Produktion, den Versand, die Kontrolle auf Betrug und den Weinhandel überwachte. Denn schon damals gab es das Phänomen der gefälschten Chianti-Weinproduktion insbesondere im Export nach England. Es war also eine Art Schutzkonsortium. Nochmals zur Erinnerung, wir reden vom Jahr 1716, also von mehr als 300 Jahren.
Das Chianti-Rezept
So, als nächstes Stichwort habe ich hier stehen, das Chianti-Rezept. Ja, du hörst richtig, es gibt ein Chianti-Rezept. Das, verspreche ich dir, hat aber nichts mit Kochen zu tun. Denn Bettino Ricasoli, auch der eiserne Baron genannt, ein Politiker, ein Mitglied der bekannten Familie Ricasoli, ich habe dir bereits kurz beim letzten Mal davon erzählt. Er schuf im Jahr 1872 eine Art Anleitung für Chianti, und zwar die Anleitung für die Mischung, denn, kurz gesagt, die Mischung macht's. Bettino Ricasoli forschte schon damals viel um den berühmten Wein und kam zum folgenden Ergebnis:
“Dass der Wein Chianti vom Sangiovese seine Hauptdosis an Aroma, nach der ich besonders strebe, und eine gewisse kräftige Empfindung erhält. Von der Canaiolo-Traube die Süße, die die Härte, der Qualität der Ersteren abbildet, ohne ihr Aroma zu vermindern. Die Malvasia-Traube, die sogar für die Weine, die für die Reifung bestimmt sind, ausgeschlossen werden könnte, neigt dazu, das Produkt der ersten beiden Trauben zu verdünnen, erhöht den Geschmack und macht ihn leichter und geeigneter für den Gebrauch als täglichen Tafelwein.”
So entstand das erste Rezept, das damals bereits die Sangiovese als Hauptrebsorte festlegte. Mit anderen Worten, lange Zeit war es üblich Chianti Classico - oder Chianti wie er damals noch hieß - aus hauptsächlich Sangiovese Trauben, einem großen Schwung Canaiolo Trauben und einem großen Schuss Weißwein dazu, um einfach den Wein leicht und trinkig zu machen, möchte ich sagen. Heute ist die Verwendung von Weißweintrauben, also z.B. von Malvasia oder Trebbiano verboten. Bis vor wenigen Jahren war das noch möglich.
Denn, du weißt ja bereits aus meinen vorhergehenden Episoden, Chianti Classico muss heute aus mindestens 80% Sangiovese-Trauben bestehen. Den Rest dürfen Trauben aus autochthoden oder internationalen Rebsorten sein. Das obliegt ganz dem Winzer, seinem Terroir und seiner Philosophie. Und natürlich darf es auch mehr Sangiovese sein, bis zu 100 Prozent, also reinsortig.
Noch mehr Informationen
Ich hoffe, du hast heute für dich Interessantes von mir erfahren. Ich denke, ich konnte aufzeigen, welche historische Bedeutung hinter Chianti Classico steckt. Und wahrscheinlich ist es genau diese Historie, die den Wein, die Menschen und die Landschaft zu so einer Einheit werden lassen. Und genau diese Einheit, diese Geschichte ist es, die mich so fasziniert und begeistert.
Ich hoffe, ich konnte dich mitnehmen in meine Chianti-Classico-Welt, denn das ist meine Passion, mein Auftrag. So fühle ich es zumindest. Und so ganz nebenbei ist es noch ein hervorragender Wein. Apropos, den Link zum heutigen Wein findest du selbstverständlich auch in den Shownotes. In meinem Online-Shop NinaInChianti.com findest du viele Informationen zu diesem Wein von Cosimo Gericke und kannst diesen natürlich auch bestellen. Was mich natürlich freuen würde.
Aber auch wenn du Fragen zum Thema Chianti Classico hast, dann kannst du mir diese gerne stellen. Ganz einfach über den Link in den Shownotes und wer weiß, vielleicht bist du schon bald Teil einer meiner neuen Episoden.
So, das war's für heute. Bis zum nächsten Mal. Hoffentlich. Ich freu mich auf dich. Ciao. A presto.
Wein zur Episode
2018 Fattoria di Rignana Chianti Classico DOCG
Weiterführende Links
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Shop: https://www.ninainchianti.com
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