Wie Sie ja wissen, werden Weine oft mit Worten beschrieben, die eigentlich mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Aus diesem Grund habe ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen, gemeinsam mit der Fotografin Eva-Maria Mrazek die Aromen von Chianti Classico anschaulich darzustellen: Mit Früchten, Kräutern, Blumen und Blättern im Glas. Oder anders gesagt: Im Weinglas ist das zu sehen, wonach der Wein riecht und schmeckt. Nun ist seit diesen ersten Aromen-Fotos einige Zeit vergangen und wir haben eine zweite Serie der „Aromen im Glas“ erarbeitet. Mit noch geschmackvolleren Arrangements, noch satteren Farben noch feineren Geschmacksnuancen, die schon beim Betrachten Lust auf ein Glas machen. Und nun ist es so weit: Ich möchte Ihnen die „Aromen im Glas 2.0“ präsentieren: Und als numero uno, den Rosato!
Rosato IGT – der unkomplizierte Frische mit viiiiiiiiel Frucht
Rosatos und Roséweine haben sich in den letzten Jahren zum echten Trendgetränk entwickelt! Egal, ob als gut gekühlter Aperitif oder als erfrischender Begleiter durch einen lauen Sommerabend.
Und warum sich ausgerechnet der Rosato perfekt als Aperitif eignet, das zeigen die Aromen im Glas: Das feine Fundament eines Rosato bildet ein Hauch von Würze. Schaut man weiter auf die Ribiseln, muss man unweigerlich an deren saftige Säure und Spritzigkeit denken. Dann schweift der Blick zu den warmen, kräftigen Aromen von Erdbeere und Pfirsich. Melone und Himbeeren tummeln sich dezent im Hintergrund. Aber klar: Je nach Jahrgang und Produzent hat ein Rosato mal mehr, mal weniger Frucht, ist mal mehr und mal weniger opulent. Die zarten Rosenblätter symbolisieren die Duftigkeit und die Blumigkeit eines Rosato. Als krönender Abschluss thront am höchsten Punkt des Glases die Kirsche – das typische Sangiovese-Aroma, das man aber beim Rosato mehr riecht als schmeckt – begleitet von Zitrone und Himbeere. Ganz oben im Glas finden sich also die Aromen, die man beim ersten Hineinriechen in der Nase hat. Und ein feines Zitrusaroma in der Nase ist immer ein Hinweis auf einen Wein mit einer guten Säure. Und Säure, das ist allgemein bekannt, macht den Magen fein und den Mund sauber und stimmt auf ein schönes Essen ein. Deshalb: Rosato als Aperitivo! Aber um mal ganz ehrlich zu sein: Eigentlich passt ein Rosato immer….
Deshalb sollte man auch immer mehr als eine Flasche zu Hause haben. Kleiner Tipp: Die Rosatos gibt es manchmal auch in der Magnum-Version – und das zahlt sich bei diesem Wein wirklich aus. Denn hat man erst einmal mit einem Glas begonnen, ist so schnell kein Ende in Sicht.
Der frühe Wein mit dem jugendlichen Charakter
Mit seiner Klassifizierung als IGT (Indicazione Geografica Tipica) unterliegt der Rosato keinen engeren Produktionsbestimmungen. Man findet im Chianti Classico vorwiegend zwei Herstellungsverfahren: Die Direktpressung oder die Saignée-Methode.
Bei der Saignée-Methode werden die Trauben wortwörtlich „zur Ader gelassen“: Sie gelangen entstielt und zerdrückt in einen Stahltank. Der Most rinnt aus den Trauben zum Boden des Tanks, Schalen und Kerne steigen nach oben. Dann lässt man vom unteren Ende des Tanks eine bestimmte Menge Saft abfließen, wodurch das Verhältnis des restlichen Weines und der Maische dichter wird. Auf diese Weise entstehen vollere Rotweine. Und den abgelassenen Saft, der natürlich auch mit Schalen und Kernen in Kontakt war, lässt man extra vergären – und voilà: Fertig ist der Rosé-Wein!
Bei der Direktpressung werden jene Trauben, die schon Ende August oder Anfang September – also sehr früh – reif sind, geerntet. Dann kommen die entstielten Trauben ohne vorheriges Vergären direkt in die Presse. Dadurch ergeben sich die typischen lachs- bis zwiebelschalenfarbenen Schattierungen. Durch die Direktpressung werden die Weine frischer, nicht ganz so kräftig und zeigen insgesamt ein schöneres Säure-Bild.
Häufig findet man Rosatos aus 100 Prozent Sangiovese-Trauben. Rund ein Monat Gärung im Edelstahlbehälter und ein paar Monate in der Flasche reichen, um dem Rosato seine typischen Eigenschaften zu verleihen. Und das Beste daran: Man braucht nie lange auf den nächsten Rosato-Jahrgang zu warten!